05.12.2012
Gemeinde unterwegs. Ökumenisch!
Zur Tagung der Landessynode vom 21.-24. November 2012 in Erfurt.
Das übergeordnete Synodenthema „Gemeinde unterwegs“ wurde dieses Mal unter dem Aspekt des ökumenischen Handelns beleuchtet. War ursprünglich nur der Gastvortrag des bayrischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm als Beitrag zum Thema vorgesehen, kamen doch im Verlauf der Synode viele ökumenische Verknüpfungen zum Vorschein. Den Start setzte Landesbischöfin Junkerman mit ihrem Bericht „Im Anfang war das Wort“. Sie entfaltete die sich verdichtenden Aktivitäten zum Reformationsgedenken und entwarf im Teil der biblisch-theologischen Begründung folgende vorrangigen Aufgaben mit ökumenischer Orientierung:· Streben nach Gerechtigkeit für alle, in unserer Gesellschaft, europaweit, weltweit
· Frieden, der mehr auf gewaltfreie Kommunikation und Konfliktprävention setzt als auf Gewalteinsatz
· nachhaltiges Wirtschaften, das die Lebensgrundlagen Erde, Wasser und Luft auch für nachfolgende Generationen bewahrt.
Konkret zum Reformationsgedenken plädierte sie für ein Konzept, dass regional vor zentral setzt, dass die Gemeinden vor Ort stärkt und ökumenisch ausgerichtet ist. So fragte sie „Wie nehmen wir die Anfragen unserer römisch-katholischen Geschwister ernst, die sagen: Wir können doch nicht mit Euch die Kirchenspaltung feiern?“ Und: „Wie gehen wir auf Geschwister aus Freikirchen zu, deren Vorfahren einst um ihres Glaubens willen verfolgt wurden?“ Die Landessynode empfahl den Gemeinden den Bericht mit dem Ziel das Reformationsgedenken – auch in Verbindung mit der Zivilgesellschaft und den ökumenischen Partnern – zu nutzen, um unseren Glauben erneut formulieren zu können (s. Drucksache 2/1, DS 2/2B sowie Videobeitrag).
Von der Beziehung zwischen christlichem Glauben und Weltverantwortung war auch der Gastvortrag des bayerischen Landesbischofs Dr. Heinrich Bedford-Strohm unter dem Titel „Mit den Augen der Anderen sehen - öffentliche Kirche in ökumenischer Perspektive“ geprägt. Er plädierte dafür, dass sich Kirche - als öffentlicher Platz - weder mit der Welt gleich macht noch einen abgeschlossenen Gegenkosmos entwickelt, sondern die christlichen Überzeugungen in den politischen Diskurs einbringt. Zu den Kriterien dafür zählen eine klare Orientierung an biblisch-theologischen Grundlagen, die auch die prophetische Kritik am Bestehenden einschließt und Anschlussfähigkeit an wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskurse. Von Wichtigkeit ist die ökumenische Dimension im Lichte des Evangeliums: Es gilt, die Perspektive der anderen einzunehmen, sich über die Folgen des eigenen Handelns für andere zu informieren und dieses Wissen konkret in den eigenen Kontext zu übersetzen. Bedford-Strohm beschrieb die Perspektiverweiterung u.a. an den Themenfeldern Klimawandel und Friedensethik. Blickfelderweiterungen geschehen in persönlicher Begegnung, sei es mit den katholischen Nachbarn, unseren Partnern in Tansania oder Osteuropa sowie mit Konfessionslosen vor Ort (vgl. DS 5.1./1 sowie Videobeitrag).
Eine weitere Blickerweiterung aus ökumenischer Perspektive machte sich die Landessynode zu eigen, indem sie das Wort „Frei für die Zukunft – Verantwortung für Europa“ der Vollversammlung der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) annahm. „Es geht um eine Umkehr zu mehr Verteilungsgerechtigkeit, zur Gewährleistung guter und sicherer Arbeit, zu stabilen Sozialsystemen, zur Bereitstellung bedarfsgerechter öffentlicher Güter und nicht zuletzt zu nachhaltigem und die Schöpfung erhaltendem Wirtschaften“ (s. DS 5.3/1 u. DS 5.3/2B) ) wird darin festgestellt. Dem Rückzug in Nationalismus wird eine Absage erteilt und die Anwendung und Stärkung transparenter demokratischer Verfahren auf den unterschiedlichen staatlichen Ebenen in Europa wird gefordert. Weite Beschlüsse der Synode zum Handlungsfeld Ökumene bzw. Weltverantwortung betrafen die Ablehnung des „Fracking“, eines unkonventionellen Erdgasabbauverfahrens in unseren Bundesländern (DS11. 2/2 B), den Abschiebstopp für Sinti und Roma über die Wintermonate (DS 11.6/1B) und eine Würdigung der Klimakampagne der EKM (DS 12.1/2 B). Im Kontext der Synodenthemen wurde deutlich, wir als Landeskirche wie als Gemeinde leben von „Ökumene“ in ihrer Ursprungsbedeutung „die ganze bewohnte Erde betreffend“ und brauchen sie um unseren Horizont zu erweitern und unserer Verantwortung und unserem Dank eine Gestalt geben zu können.
Drucksachen und Videobeträge können unter http://www.ekmd.de/kirche/landessynode/synodentagungen/16788.html eingesehen werden.
Dr. Hans-Joachim Döring, stell. Vorsitzender Synodalausschuss ökumenische, gesamtkirche und Öffentlichkeitsfragen