Gemäß Artikel 4 Absatz 3 des deutschen Grundgesetzes darf niemand gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) berät Menschen bei der Wahrnehmung dieses Rechts. Verfahrensabläufe und Verfahrenspraxis werden kritisch beobachtet und begleitet sowie vom Grundgesetz nicht anerkannte Gründe wie situative/kontextuelle Verweigerung oder die Totalverweigerung werden im Blick behalten. Daneben gilt es, dem Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung weltweit Anerkennung zu verschaffen.

Auch nach Aussetzung der Wehrpflicht in Friedenszeiten im Juli 2011 kann ein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung gestellt werden.  Derzeit nehmen eine solche Beratung in Anspruch insbesondere:

  • Soldat*innen im aktiven Dienst (Zeit- und Berufssoldat*innen, freiwillig Wehrdienstleistende)
  • Reservist*innen
  • tauglich gemusterte Personen, die die Altersgrenze nicht überschreiten, unter der einberufen werden können.

Bei der Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) finden Sie Informationen zum KDV-Antragsverfahren und Beratung in Fragen der Kriegsdienstverweigerung.

 

Für eine Beratung zur Kriegsdienstverweigerung nehmen Sie auch gern mit mir Kontakt auf: jens.lattke@ekmd.de.

 


 

Was ist ein Kriegsdienstverweigerer/ eine Kriegsdienstverweigerin?
Ein Kriegsdienstverweigerer/ eine Kriegsdienstverweigerin ist eine Person, die sich aus moralischen oder religiösen Gründen gegen den Dienst in den Streitkräften und/oder das Tragen von Waffen ausspricht.

Was sagt die Bibel über Frieden, Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit?
In der Bibel gibt es Geschichten von Frieden und von Gewalt. Auch Gott wird als „Kriegsherr“ und als „Friedefürst“ bezeichnet. Deshalb bedarf es der eigenen Auseinandersetzung mit der Bibel, um aus ihr eine Begründung der Gewaltfreiheit abzuleiten. Sie findet sich in vielen Bibelversen, die die Anwendung von Gewalt kritisieren und eine friedliche Lebensweise bevorzugen. Das Leben Jesu ist vielen Menschen ein großes Beispiel für ein gewaltfreies Leben.

Bei der Suche nach der eigenen christlichen Haltung können Bibelgeschichten helfen, die eigene Position zu stärken. Welcher Bibelvers spricht Dich besonders an? Sprich darüber mit Freund*innen, Eltern, einer Pfarrperson oder anderen Menschen, die bereit sind, Rede und Antwort zu stehen, über den Glauben, der sie trägt.

Gewissenfreiheit und evangelische Kirche
„Hier stehe ich und kann nicht anders“…dieser Satz Martin Luthers auf dem Reichstag in Worms vor 500 Jahren ist bis heute das berühmte protestantische Beispiel für die Freiheit des individuellen Gewissens vor Gott und den Menschen. „In reformatorischer Tradition erkennt die evangelische Kirche dem Gewissen des Einzelnen eine zentrale Bedeutung für die christliche Lehre und das christliche Leben und damit für die ethische Verantwortung und Urteilsbildung zu.“ betont darum die Evangelische Kirche.
Für die wichtige Frage der Beteiligung am Militärdienst gilt das besonders– schließt dieser doch die Bereitschaft zum Verletzen und Töten von Menschen ein.

Das Gewissen ist konkret
Was ist gut, was ist böse - für mich persönlich? Wie will und kann ich handeln? Im Gewissen wird sich der Mensch der sittlichen Qualität seines eigenen Handelns oder Unterlassens bewusst. Gewissensfragen stellen sich in vielen Lebensbereichen und nicht nur in der Frage nach Kriegsdienstverweigerung. Ist es mit dem eigenen Gewissen vereinbar Fleisch aus Massentierhaltung zu essen? Ist es mit dem Gewissen vereinbar, dass für die eigene Ernährung und den Genuss andere Lebewesen sterben? Ist es mit dem Gewissen vereinbar in Anbetracht der Klimakatastrophe noch mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen? Das eigene Handeln orientiert sich in vielen Lebensbereichen an den entsprechenden Gewissensentscheidungen. Es geht darum, im eigenen Verhalten sich selbst treu zu bleiben. Dabei ist Gewissen keine irrtumsfreie Instanz. Es kann sich weiterentwickeln mit neuen Lebenserfahrungen, mit neu erworbenem Wissen und mit einer veränderten Umwelt auf die mit dem eigenen Verhalten reagiert werden muss. Das Gewissen ist Hüterin der persönlichen Identität und Integrität.