Warum wir für Frieden beten

In unserem Leben machen wir wiederholt die Erfahrung, dass Frieden ist ein zerbrechlicher Zustand. Das Leben vieler Menschen ist von Kriegen, von Hunger und Armut, Flucht und Vertreibung bedroht. Immer wieder erleben Menschen militärische Gewalt die Leid, Tod und Zerstörung bringt.

Deshalb beten wir für den Frieden. Beten hilft, die Trauer und das Entsetzen, den Zorn oder die Hilflosigkeit in Worte zu fassen. Im Gebet bringen wir unsere Klage vor Gott.

Im Gebet verbinden wir uns mit Gott. Wir sprechen an, was uns bewegt. Beten gibt unseren Gefühlen Raum. Daher kann das Gebet – insbesondere, wenn es laut gesprochen wird - sehr befreien.

Im Gebet um Frieden vertrauen gleichzeitig darauf, dass Gott sich auf die Seite der Leidenden, der Verfolgten, der Verletzten stellt. Wir vertrauen darauf, dass er bei ihnen ist. So entwickeln sich viele Gebete von der Klage zum Vertrauen. 

Das Gebet um Frieden ist oft auch „Fürbitte“. Im Gebet bitten wir für andere Menschen. Wir schauen  blicken auf die, die in Not sind und Leid erfahren.

 

Doch nützt das Gebet um Frieden? So viele Menschen beten um Frieden und es gibt weiterhin Kriege und militärische Gewalt?

Wenn wir im Gebet um Frieden bitten, geht es nicht darum, Gott zum Eingreifen zu bewegen. Wir können nicht erwarten, dass Kriege durch göttliches Eingreifen beendet werden.

Doch wir können darauf vertrauen, dass Gott in der Welt wirkt. Vielleicht dadurch, dass Gott die Herzen der Betenden öffnet und die Gedanken auf Wege des Friedens und der Versöhnung lenkt. Vielleicht indem er in uns ein intensives Mitgefühl weckt für die Opfer von Kriegen und Gewalt. Vielleicht indem er uns mit Empörung über das durch Kriege verursachte Leid erfüllt und zum Handeln ermutigt. Zu einem Handeln, dass die die Kraft hat, die Welt zu verändern.

Vielleicht ist dies eine Art und Weise ist, wie Gott wirkt.

 

Friedensgebete in der EKM

Viele Kirchengemeinden in der EKM bieten regelmäßig Friedensgebete an. Informationen dazu finden Sie im EKM-Veranstaltungskalender, Rubrik "Friedensgebet"

 

Friedensgebete in der DDR

Die ersten regelmäßigen Friedensgebet in den Kirchen der DDR entstanden in Reaktion auf die Einführung des Wehrkundeunterrichts. Später kamen andere Anlässe hinzu: die Auseinandersetzung um die Aufnäher "Schwerter zu Pflugscharen", die zunehmende Militarisierung oder als Reaktion auf die zahlreichen kriegerischen Konflikte in der Welt.

Im Jahr 1978 versammelte sich erstmals eine ökumenische Gruppe in der katholischen Lorenzkirche Erfurt zu einem wöchentlichen Friedensgebet. Andere folgten bald. Seit dem Frühjahr 1982 wurden regelmäßige Friedensgebete in Dresden gefeiert. Das Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche gibt es seit Ende November 1982.

Im Laufe der Zeit wurden die Friedensgebete, aber auch die Veranstaltungen im Rahmen der FriedensDekade und Fürbittgottesdienste in der evangelischen Kirche zu Foren des öffentlichen Gesprächs. Da Kirchen in der DDR die einzigen öffentlichen Räume waren, in die der SED-Staat nicht unmittelbar eingriff, äußerten Bürger hier ihre Alltagssorgen, die oft politisch begründet waren. Auch Ausreisewillige hatten nur hier Gelegenheit, ihre Situation öffentlich anzusprechen.

Als sich im Oktober 1989 breite Bevölkerungsteile zum politischen Aufbegehren entschlossen, wurden die wöchentlichen Gottesdienste oder Friedensgebete zum Sammlungsort und Kristallisationskern der großen Massendemonstrationen. Mancherorts sammelten sich Hunderte und Tausende.

Im November 1989 gab es die Friedensgebete auch in fast größeren und kleineren Städten und in vielen Dörfern.

Auch heute ist die Tradition der Friedensgebete an vielen Orten lebendig.

 

Weitere Informationen zum Themea Friedensgebete unter friedensgebet-erfurt.de