27.10.2010
Partnerschaftskonsultation mit der Orthodoxen Kirche in Polen

Musik, Kunst und liturgische Kleidung war das Thema der diesjährigen Partnerschaftskonsultation mit der Autokephalen Orthodoxen Kirche in Polen. Auf Einladung von Bischof Paisjusz war vom 27. September bis 02. Oktober 2010 eine Delegation aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland unter der Leitung vom Propst Kasparick zu Gast in Gorlice.

Musik, Kunst und liturgische Kleidung war das Thema der diesjährigen Partnerschaftskonsultation mit der Autokephalen Orthodoxen Kirche in Polen. Auf Einladung von Bischof Paisjusz war vom 27. September bis 02. Oktober 2010 eine Delegation aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland unter der Leitung vom Propst Kasparick zu Gast in Gorlice.

Neben dem intensiven Austausch zur Rolle von Kunst, Musik und Architektur in der liturgischen Tradition von Orthodoxer und Evangelischer Kirche war das Thema Krieg, Flucht und Vertreibung ein besonderer Schwerpunkt der diesjährigen Begegnung. Vielen kaum mehr im Bewusstsein ist, dass im ersten Weltkrieg bei den Kämpfen um die polnische Stadt Gorlice über 200.000 Menschen ihr Leben lassen mussten oder verwundet wurden. Über 80 Kriegsfriedhöfe zeugen noch heute davon. Zur Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt und als ein Zeichen zur Versöhnung hielten die polnischen und deutschen Konsultationsteilnehmer/innen eine ökumenische Andacht auf einem Soldatenfriedhof bei Gladyszow, auf dem Kriegsopfer aus über fünf Nationen begraben sind.

Tief bewegt waren die Mitglieder der EKM-Delegation von dem Leid, welches die im Gebiet von Gorlice lebenden orthodoxen Lemken erfahren haben. Fast alle Angehörigen dieser Volksgruppe wurden im Jahr 1947 in der Aktion Weichsel vor allem in den Westen und Norden Polens zwangsumgesiedelt. Viele von ihnen kamen dabei gewaltsam ums Leben, ganze Dörfer sind heute von der Landkarte verschwunden. Direkt erfahrbar wurde der Schmerz der Vertreibung für die Konsultationsteilnehmer/innen bei dem Besuch eines ehemaligen Dorfes an der Grenze zur Slowakei. Außer einem alten lemkischen Friedhof und einer kleinen orthodoxen Kapelle erinnert heute nichts mehr an eine Ort, an dem noch nach dem 2. Weltkrieg über 800 Menschen lebten. Wunden zu heilen und zur Versöhnung beizutragen ist hier immer noch eine wichtige Aufgabe der Kirchen.

Im Rahmen der Konsultation mit den polnischen Partnern wurde von Propst Kasparick das diesjährige Jugenddankopfer des Landesjugendkonventes des Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands übergeben. Mit rund 3.300 Euro unterstützen die Jugendlichen der EKM das ökumenische Kultur- und Jugendzentrum in Gorlice.

Die weitere Entwicklung der Partnerschaft zwischen beiden Kirchen wurde besprochen und Projekte der künftigen Zusammenarbeit vereinbart. So soll es auch im nächsten Jahr wieder Einladungen von Chören nach Deutschland und Polen geben, es ist eine Studienreise zu orthodoxen Klöstern geplant und eine Jugendgruppe aus Polen wird auf Einladung der EKM am Kirchentag in Dresden teilnehmen.

Der Austausch zum Thema Musik, Kunst und liturgische Kleidung soll im September des nächsten Jahr fortgesetzt werden. Dann wird eine Delegation der Autokephalen Orthodoxen Kirche in Polen zu Gast in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands sein.

Der Autokephale Orthodoxen Kirche in Polen gehören ca. 500.000 Gläubige an. Sie ist damit die zweitgrößte Kirche in Polen. Die überwiegende Mehrheit der Orthodoxen Gläubigen lebt im Osten Polens, im Gebiet vom Bialystok und nahe der weißrussischen Grenze. Die Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (ehem. EKKPS) und der Autokephalen Orthodoxen Kirche in Polen besteht seit 1985. Seit dem Jahr 2002 finden regelmäßige Konsultationen, jeweils abwechselnd in Polen und Deutschland statt. Prägend für die Partnerschaft ist die persönliche Begegnung von orthodoxen und evangelischen Christinnen und Christen. Ein Beispiel, wo die Partnerschaft mit der Orthodoxen Kirche in Polen für Gemeinden direkt erfahrbar und lebendig wird, ist der jährlich stattfindenden Sommersprachkurs Englisch in Jelenia Gora. Aber auch bei den verschieden Besuchen von Chören, Jugendgruppen und Gemeindegruppen werden in jedem Jahr Begegnungen zwischen Angehörigen beider Kirchen ermöglicht.