22.12.2015
Geht doch! - nach der Klimakonferenz in Paris

Die Kuh ist nicht vom Eis. Aber der Vertrag ist unter Dach und Fach. Freude breitet sich aus über das mediengestützte Scheitergeschrei. Frankreichs Präsident Hollande sprach von der schönsten aller französischen Revolutionen. Nüchternere Stimmen vom neuen Weltvertrag.

Was ist geschehen? 195 Staaten einigten sich auf Menschenverstand, Augenmaß und Zuversicht: Der Klimawandel soll auf einen Anstieg unter 2 Grad Celsius, möglichst 1.5 Grad Celsius begrenzt werden.

Der Vertrag gilt als ausbalanciert zwischen den armen, besonders verletzlichen Staaten und den zu viel Co² ausstoßenden Industrie- und Schwellenstaaten. Das Paket ist komplex. Ein Nebensatz wichtig: Die Nahrungsmittelproduktion soll nicht verringert werden. Das hilft den Ärmsten, wenn‘s klappt.

Eine kleine Delegation der EKM war auf dem Weg zum ökumenischen Programm nach Paris. Die Sicherheitslage nach den Terroranschlägen hat sie gestoppt. Mit der Kampagne Klimawandel-Lebenswandel hatte die EKM frühzeitig das Thema erkannt. Strukturell ist Umwelt- und Entwicklungsarbeit eng verknüpft. Geht doch! könnte man sagen. Doch schaut man genau sind viele Christen von der Klimadiskussion genervt. Die „möglichst 1,5 Grad“-Marke ist hart gesetzt. Fakten und Vertrag sind schlüssig. Wo‘s hakt ist das Verhalten.

Seit Paris – spätestens – gilt nicht mehr: Umweltarbeit mach mal! Seit Paris gilt die Beweisumkehr: wer’s nicht will oder schafft, mit der Co² Minderung muss sich erklären. Verbraucherverhalten ist keine Privatsache mehr. Glaube als Schöpfungsbewahrung ein öffentlicher Akt. Die Sakralisierung des Säkularen! Gott gab uns die Erde nicht, dass wir sie beherrschen, sondern dass wir uns beherrschen. Auch im Verbrauch. Frommer was kaum. Die Kuh ist nicht von Eis. Sie steht mitten unter uns.

Hans-Joachim Döring, Umweltbeauftragter der EKM