19.01.2022
Ergebnisse der Mobilitätsumfrage in der EKM

Im Jahr 2021 hat das LKÖZ eine Umfrage zum Thema Mobilität in den Gemeinden und Kirchenkreisen der EKM durchgeführt. Die Umfrage befasste sich mit Fragen zu der Situation der Mobilität der einzelnen Personen in den verschiedenen Gemeinden, mit den vorhandenen Rahmenbedingungen und ihren Wünschen und Visionen für die Zukunft.

Der Verkehrssektor ist der Sektor mit der dritthöchsten Emission in Deutschland, rund 146 Tonnen CO2 Äquivalente fielen im Jahr 2020 in Deutschland auf den Sektor Verkehr (BMU, 2021). Ein normales Auto emittiert bei einem Verbrauch von 5L Benzin auf 100 Kilometer ungefähr 13kg des klimaschädlichen CO2. Der Verkehrssektor hat jedoch ebenso ein enormes Einsparpotential (NDR, 2019). Die Bundesregierung hat in ihrem „Klimaschutzplan 2050“ festgelegt, dass die Gesamtemissionen in Deutschland bis zum Jahr 2030 um 55% gegenüber dem Jahr 1990 sinken müssen, um die Klimaschutzziele zu erreichen (BMU, 2020). Aus diesem Grund gibt es seit 2016 Kaufprämien für E-Autos, bei dem zusammen mit der Mehrwertsteuer ein Preisvorteil von 10.000€ pro Fahrzeug zusammenkommt. Hinzu kommt, dass sich Gemeinden und Kommunen den Bau von Ladeinfrastruktur fördern lassen können und so E-Mobilität auch in ländlichen Regionen umsetzbar gemacht werden soll (BMU, 2020, BMVI, 2021).

Im Jahr 2021 haben wir eine Umfrage zum Thema Mobilität in unseren Gemeinden und Kirchenkreisen durchgeführt. Insgesamt nahmen 531 Menschen daran teil. Die Umfrage befasste sich mit Fragen zu der Situation der Mobilität der einzelnen Personen in den verschiedenen Gemeinden, mit ihren Wünschen und den vorhandenen Rahmenbedingungen. Von den Teilnehmenden gaben 40% an in eher ländlichen Regionen zu wohnen, während 60% an gaben in einer eher städtischen Region zu leben. Ungefähr die Hälfte der Teilnehmenden gab an in einer ländlichen Region zu arbeiten die andere Hälfte in eher städtischen Regionen. Die Teilnehmenden stammen aus verschiedenen Bereichen und haben verschiedene Funktionen in der Kirche inne. Als Ehrenamtliche tätig zu sein gaben 33,2% an, 37,7% waren hauptamtlich in der Gemeinde, 26,1% waren hauptamtlich im Kirchenkreis, ein Kirchenamt bekleideten 16,4%, während 1,8% angaben sich in der Ausbildung zu befinden, 9,3% gaben an andere Funktionen in der Kirche zu haben.

Viele der Befragten (ca. 75%) nutzen für ihre Arbeitswege mindestens ein Mal in der Woche das Auto, 20% nutzen es sogar 7-10-mal in der Woche. Gerade im ländlichen Raum scheint der PKW als Transportmittel kaum weg zu denken. Dass sich daran etwas ändern sollte, dass finden jedoch viele der Befragten, denn 44,2% gaben an, dass sie gerne umweltfreundlicher unterwegs wären und 37,3% wären gerne mehr mit dem Fahrrad unterwegs. Doch es hapert an der Umsetzung. Als Gründe hierfür werden unteranderem genannt:

  • Die Strecken, die zurückgelegt werden müssen, seien zu weit, um auf das Auto zu verzichten
  • Die Infrastruktur auf dem Land sei so schlecht ausgebaut, dass der Umstieg auf Öffentliche Verkehrsmittel nicht möglich sei
  • Die Radverkehrsnetze seien teils so wenig ausgebaut, dass die Fahrt mit dem Fahrrad für weite Strecken als gefährlich wahrgenommen wird

70% der Befragten finden es wichtig bis sehr wichtig, dass sich die Landeskirche für Klimaschutzziele einsetzt und dazu muss sich im Verkehrssektor und bei der Mobilität einiges ändern. Wie kann Mobilität also kurz- als auch langfristig klimafreundlicher werden und dennoch den Ansprüchen der Kirchegerecht werden?

Die Förderprogramme der Bundesregierung wären eine Möglichkeit, um auf E-Mobilität umzurüsten, zum Beispiel für Mitarbeitenden, die größtenteils ihre privaten Autos nutzen müssen. Das Projekt „E-Mobilität im Verkündigungsdienst im ländlichen Raum“ hat gezeigt, dass auch eine gemeinschaftliche Nutzung von E-Fahrzeugen funktionieren kann. Neben anderen Möglichkeiten der Mobilität, können hier Fahrzeuge nicht nur ersetzt, sondern unter Umständen die Anzahl der Fahrzeuge auch verringert werden. Auch der steigende CO2 Preis macht diese Entscheidung langfristig attraktiv. Da es für viele Gemeindeglieder unmöglich scheint den PKW durch ÖPNV oder das Fahrrad zu ersetzen wäre dies eine geeignete Chance des Klimaschutzzielen gerecht zu werden. Doch gibt es noch viele weiter Möglichkeiten den Treibhausgas Fußabdruck im Bereich Mobilität zu verringern und das Thema Klimaschutz mit Maßnahmen der Verkehrsvermeidung oder Verkehrsreduzierung zu unterstützen. Neben der Befragung von Mitarbeitenden, was sie sich vor Ort wünschen und vorstellten könnten, könnten das auch folgende Maßnahmen sein:

  • Anschaffung von Gemeinde E-Bussen die gemeinsam genutzt werden können
  • Schaffung von Ladeinfrastruktur an zentralen kirchlichen Platzen
  • Umstieg auf Videokonferenzen, wenn es sinnvoll erscheint, um Fahrten zu vermeiden
  • Anschaffung eines Lastenrades, dass Gemeindeglieder kostenfrei leihen können
  • Schaffung von Radabstellanlagen, Fahrgemeinschaften bilden, Anschaffung von Diensträdern prüfen

Die Umfrage hat ebenfalls ergeben, dass 70% der Befragten das Thema Kilmaschutz im Bereich Mobilität als ein wichtiges und sehr wichtiges Thema für die Landeskirche halten. Bei Klimaschutz im Allgemeinen sind sogar 80% der Befragten der Meinung, dass dies ein wichtiges bzw. sehr wichtiges Thema ist, mit dem sich die Landeskirche befassen sollte.

Die Teilnehmenden wurden in der Umfrage dazu angehalten sich vorzustellen, wie die Mobilität der Landeskirche in 15 Jahren aussehen könnte. Dass der öffentliche Nahverkehr bis dahin weiter ausgebaut wird, dass halten 64% der Befragten für eher unwahrscheinlich. Hier sollte also nicht darauf gewartet werden, dass öffentliche Lösungen einen Weg in die Treibhausgasneutralität ebnen können. Stattdessen sind kurzfristige Lösungen notwendig, die den Ansprüchen der Gemeinden gerecht werden und gleichzeitig das Ziel der Treibhausgasneutralität verfolgen (FEST, 2021) und die Schöpfung bewahren.

Informationen zur Förderung der Anschaffung von E-Autos finden Sie hier:
https://www.bmu.de/themen/luft-laerm-mobilitaet/verkehr/elektromobilitaet/foerderung
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/umweltbonus-1692646

Informationen zur Förderung der Ladestrukturen finden Sie hier:
https://www.bmvi.de/DE/Themen/Mobilitaet/Elektromobilitaet/Ladeinfrastruktur/Ladeinfrastruktur.html

Quellen:

BMU. (2020). Der Klimaschutzplan 2050 – die deutsche klimaschutzlangfriststrategie. Wegweiser in ein klimaneutrales Deutschland Der Klimaschutzplan 2050 – Die deutsche Klimaschutzlangfriststrategie. https://www.bmu.de/themen/klimaschutz-anpassung/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050

BMU. (2021). Treibhausgasemissionen Sinken 2020 um 8,7 Prozent - BMUV-Pressemitteilung. Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7 Prozent. https://www.bmu.de/pressemitteilung/treibhausgasemissionen-sinken-2020-um-87-prozent/

BMVI. (2021). Ladeinfrastruktur. BMDV - Ladeinfrastruktur. https://www.bmvi.de/DE/Themen/Mobilitaet/Elektromobilitaet/Ladeinfrastruktur/Ladeinfrastruktur.html

FEST. (2021, November). Treibhausgas- und Klimaneutralität der Kirchen. Positionspapier zur Definition von Klimaschutzzielen und Reduktionspfaden im kirchlichen Kontext. https://www.kirche-fuer-klima.de/fileadmin/user_upload/baukaesten/Baukasten_Kirche_f_r_Klima/Dokumente/FEST_Positionspapier_THG_Klimaneutralita-t_final.pdf

NDR. (2019). CO2-Ausstoß in Deutschland: Welcher Sektor stößt wie viel aus? CO2-Ausstoß in Deutschland: Welcher Sektor stößt wie viel aus? | NDR.de - Ratgeber - Klimawandel in Norddeutschland. https://www.ndr.de/ratgeber/klimawandel/CO2-Ausstoss-in-Deutschland-Sektoren,kohlendioxid146.html