16.12.2019
Ehem. Leiter des Kirchlichen Forschungsheimes (KFH) und Umweltbeauftragte der EKKPS Hans-Peter Gensichen ist gestorben
Wegbereiter des ökologischen Bewusstseins in Ostdeutschland
Hans-Peter Gensichen, der langjährige Leiter des Kirchlichen Forschungsheimes in Wittenberg, ist am 28. November 2019 im Alter von 76 Jahren in Tübingen gestorben. Er war Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre der wohl wichtigste Initiator und Ideengeber für die unabhängige Umweltbewegung in der DDR.Der 1943 in Pritzwalk geborene Theologe Dr. Hans-Peter Gensichen war seit 1975 Leiter des Kirchlichen Forschungsheims Wittenberg und Begründer des ökologischen Themenschwerpunktes des Forschungsheims. Die evangelische Begegnungsstätte profilierte Gensichen ab Ende der 1970er Jahre zu einer umweltethischen Forschungs- und Beratungsstelle und zu einem Koordinierungs- und Beratungszentrum für die sich während dieser Zeit herausbildende Bewegung der kirchlichen und kirchennahen Umweltgruppen in der DDR. Er war Herausgeber und Mitautor der Schrift „Die Erde ist zu retten“ und zahlreicher anderer im Selbstdruck hergestellter Papiere zur Umwelt-Thematik.
Im Zusammenhang mit der weltweiten Debatte über die Grenzen des Wachstums hielt Hans-Peter Gensichen seit 1978 zahlreiche Vorträge bei kirchlichen Veranstaltungen und organisierte Veranstaltungen im Forschungsheim. Dabei berührte er bald auch die politisch brisanten Fragen der Umweltproblematik in der DDR. Teils von seiner Arbeit inspiriert, teils unabhängig davon entstanden die ersten Umweltgruppen. Von den Initiatoren solcher Umweltinitiativen in Schwerin, Dresden und Leipzig ausgehend, entwickelte sich ab 1979 eine eigenständige kirchliche Umweltbewegung in der DDR.
Hans-Peter Gensichen hat diesen Umweltgruppen wichtige inhaltliche Impulse verliehen und entscheidende organisatorische Unterstützung gewährt. Von 1983 bis 1986 fanden im Forschungsheim die jährlichen „Vertretertreffen“ kirchlicher Umweltgruppen statt.
In den 1990er Jahren hat Hans-Peter Gensichen eine grundlegende Gebäudesanierung des Forschungsheims veranlasst und es zu einer Begegnungsstätte für ökologische Bildung und Beratung profiliert. Von 1991-98 war er Kuratoriumsmitglied der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, seit 1996 Koordinator der kirchlichen Projekte für die EXPO 2000 in Sachsen-Anhalt. Nachdem er in den Ruhestand eingetreten war, zog er mit seiner Frau Verena nach Tübingen.