22.09.2009
2% Appell - Ökumene stärken und gestalten

Eine gute Gelegenheit zum Danken

In den Gemeindekirchenräten wird mit den Haushaltsplänen auch entschieden, ob 2% der verplanbaren Mittel für Projekte der ökumenischen Solidarität bereitgestellt werden können. Die Tradition des 2% Appells, welcher auf einen Aufruf des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zurückgeht,soll nun in der gesamten EKM fortgeführt werden.

Schon 1968 bat der Weltkirchenrat neben den wichtigen Spenden auch um regelmäßig Haushaltsmittel, zum Beispiel für Bildungs- und Ernährungsprojekten in Entwicklungsländern. Denn helfen und fördern ist eine Frucht oder ein Strukturmerkmal unseres christlichen Glaubens. Auch darum gibt es diese Vielfalt.

Die Gemeinden und Kirchenkreise können im Rahmen der Beteiligung am 2% Appell eigene Projekte mit den Partnern im Süden verwirklichen oder sich an bestehenden Projekten beteiligen. Die Gemeindekirchenräte und Kreissynoden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sind nachdrücklich dazu eingeladen, die Praxis des 2% Appells für ökumenische Solidarität in allen Gemeinden und Kirchenkreisen lebendig werden zu lassen. Etliche Kirchengemeinden und -kreise sind seit langem dabei und beleben so ihre regelmäßigen regionalen Partnerschaften.

Für Gemeinden, die über keine eigenen Kontakte und Projekte verfügen oder bei denen die Höhe des 2% Betrages kein eigenes Projekt rechtfertigt hat das Referat Ökumene und Gesellschaftliche Verantwortung verschiedene Projekte der Partner im Süden und Osten in der Handreichung zum "2-%-Appell"zusammengetragen. Diese sind geprüft und zur Unterstützung empfohlen. Die aufgeführten Projekte wollen gute eigenen Projekte nicht verdrängen.

Viele werden sagen, das können wir uns nicht leisten. Wir haben selbst ein Defizit. Hier kann argumentierte werden: Wer im alltäglichen Leben meint, erst dann helfen zu können, wenn er bei sich selbst alles gut bestellt hat, wird schnell einsam. Wichtiger aber ist, dass die Not und Probleme in der Dritten Welt mit unseren Sorgen nicht zu vergleichen sind. Der Blick über den eigenen Tellerrand und die Gabe aus der eigenen Haushaltskasse machen nicht ärmer, sie machen reicher. Sie sensibilisieren zudem für die offenen wie verborgenen Nöte hier bei uns. Auch das Argument, die Entwicklungshilfe ist ein Fass ohne Boden, soll nicht leichtfertig weggewischt werden, auch wenn mehr in den letzten 50 Jahren erreicht wurde, als die täglichen Nachrichten vermelden. Keiner hat bisher das Bild gezeichnet und die Rechnung aufgemacht, wie eine Welt aussehen und welche Kosten heute entstehen würden, hätten nicht damals Menschen - zumeist auch christlicher Verantwortung - wie Lothar Kreyssig mit der ökumenischen Diakonie und der staatlichen Hilfe begonnen.

Für uns in Mitteldeutschland gibt es noch ein gewichtiges Argument für eine gute Praxis des 2 % Appell. Seit gut fünfzehn Jahren fließen reichlich Fördergelder in unsere Region. 4 % des Bruttosozialproduktes kommen als Sonderförderung Ost aus den Süden und dem Westen Deutschlands zu uns. Und in der Staatskasse ist ebenfalls ein großes Defizit. Wir sagen: Diese Mittel sind für uns notwendig und nicht zu verhandeln. Oft sind Vergleiche problematisch. Manchmal können Vergleiche aber hellsichtig machen. Neulich besuchte ich den Bürgermeister einer großen Landgemeinde. Wir gingen auch über sein Gewerbegebiet. Glatte Straßen und schöne Bogenlaternen. Gut geplant, viel hohes Gras und halb leer und reichlich Schulden. Wir sprachen über Förderpolitik und Entwicklungshilfe. Demut und Respekt waren Ergebnisse unseres Gespräches. Wieviel Fördermittel sind in unsere Kirchen geflossen, in Friedhofsmauern und Glockenstühle? Der 2 %-Appell ist eine gute Gelegenheit Dank weiterzuleiten. Und der 2 %-Appell kann vielfältig angewandt und weiter entwickelt werden. Warum können nicht, wenn eine Orgel neu gebaut wird oder die Engel vergoldet werden, über das erreichte Ziel hinaus noch Spenden gesammelt werden. 100 % für den Bau und dann noch 1 oder 2 % davon zur konkreten Hilfe für Menschen in der Dritten Welt. Die Spender verstünden es als erste. Auch für solche Anlässe eignen sich die Projekte aus der Handreichung.

Die Ökumene in den Gemeinden mit Haushaltsbeschlüssen stärken und gestalten führt also kontinuierlich und strukturiert weiter, was sich viele wünschen, wenn sie für Weihnachten einen Schuhkarton packen. Pakete packen ist elementar, damit fängt es an. Wie auch in den 70er und 80er Jahren mit Nähmaschinen für Tansania oder Kleidung für Mosambik. Aber mit Pakete packen kann es nicht aufhören. Und wenn die Kinder nach dem fröhlichen Packen der Pakete fragen: "Mama, helfen tut gut, aber wie tut man gut helfen?" dann kann die Mut-ter vielleicht auf eine Kinderfreizeiten über das Leben der Kinder in Afrika im Mauritiushaus, der entwicklungspolitischen Bildungsstätte unserer Landeskirche in Niederndodeleben hinweisen. Sie ist auch ein 2 %-Appell-Projekt.

Hans-Joachim Döring
Beauftragter der EKM für Entwicklung und Umwelt

Die Handreichung "Ökumene in den Gemeinden stärken und gestalten" kann in beim Beauftragten für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (oekumene@ekmd.de), Tel: 0391-5346491 bestellt werden.